Cecima Open 2019

2019 haben wir uns nach dem großen Erfolg von 2018 der Herausforderung gestellt und uns der 40 Stunden Prüfung gestellt.

Nachdem Gaea die Open in 2018 für sich entscheiden konnte, war die Anspannung natürlich groß. Jetzt, da wir wussten, was auf uns zukommt, war mehr als eine gehörige Portion Respekt mit am Start. Zudem war das Wetter sehr durchwachsen. Von heftigen Regenfällen am Prüfungstag bis zu sengender Hitze am Vortag war quasi alles dabei.

In diesem Jahr stellten sich 15 Hunde dieser mehr als anspruchsvollen Prüfung.  Am Ende des Tages sollten nur 7 Hunde bestanden haben.

Auch in diesem Jahr war bereits die Ziehung der Fährtenlose wieder ein großes Spektakel. Es erwarteten uns diesmal keine Sauköpfe sondern wunderschöne Schweißriemen. Dieses Jahr gingen wir mit Fährte Nummer 2 für Irca und Fährte Nummer 6 für Gaea an den Start. Und was für eine Überraschung: Auf Fährte Nummer 6 hatten wir mit Alesandro einen unserer Richter aus dem letzten Jahr erneut. Und den obersten Wildhüter. Mehr Druck und Erwartungshaltung ging fast nicht mehr.

Auch dieses Jahr war für uns wieder Gruppenhopping angesagt. Mit der jedoch spitzenmäßigen Organisation und der Erfahrung aus dem letzten Jahr war dies für uns kein nennenswerter Gedanke. Irca sollte den Anfang machen.

Die kleine Matz hatte einen faustdicken Tag erwischt. Es sollte Schwerstarbeit werden.
Der Anschuss befand sich mitten auf einem Schotterweg. Keine 10 Meter nach dem Anschuss ging es in einem 90 Grad winkel nach links in ein Feldgehölz mit einer Fläche von vielleicht 100x100 Meter. Keine 30 Meter weiter ging bereits der nächste 90 Grad Winkel nach rechts weg. Mitten auf einen Wechsel drauf. Diesem folgten wir bis an den Rand des Feldgehölzes, wo uns der nächste 90 Grad Winkel erwartete. Allein auf den ersten 100 Metern hatten wir 3 scharfe Winkel und 6 frische Verleitungen. Der Streckenverlauf änderte sich nicht und so hatten wir alle ca. 50-70 Meter einen scharfen Winkel. Das Gelände wechselte sich zwischen Feldgehölz und Feld munter ab und durch extremen Wildbesatz und frischen Fährten konnte man keinerlei Spuren der Fährtenleger ausmachen.

Nach ca. 500 Meter kamen wir zwischen zwei Heckenbereichen auf eine Grünfläche, wo Irca anfing Kreise zu ziehen und bögelte. An dem Verhalten des Hundes war klar, dass hier ganz frisch Wild längerfristig gestanden haben musste. Dies wurde mir im Nachgang am Ende der Fährte von den Fährtenlegern auch bestätigt. Am Morgen wurde in diesem Bereich ein Rudel Damwild gesichtet. Es kostete uns große Anstrengungen durch diese Verleitung den richtigen Winkel und Abgang zu finden, was uns schließlich jedoch gelang und uns von der Richtergruppe ein "Sie kennen Ihren Hund aber ganz hervorragend. Respekt" einbrachte.

Die Herausforderungen für Irca waren jedoch noch nicht zu Ende. Nach weiteren ca. 200 Metern sahen wir, dass genau über die Fährte eine Motocross-Renn-Veranstaltung stattfand. Im Minutentakt fuhren Motocrosser über unsere Fährte. Dies war die nächste Herausforderung für uns welche der Hund jedoch ebenfalls meisterte und auch den Winkel genau auf der Motocross-Strecke schafften wir.

Nach einer gefühlten Ewigkeit standen wir endlich am Stück. Das Bringselverweisen lief nicht optimal, es war einfach ein nicht optimaler Tag für Irca. Dafür klappte wie gewohnt das Verteidigen am Stück. Auch Folgen frei bei Fuß und der Gehoram waren ok.

Direkt im Anschluss wurden wir in Empfang genommen und zu unserer anderen Gruppe gefahren. Wir wurden schon erwartet und es sollte auch sofort losgehen für Gaea. Zugegeben: dieses mal war ich mehr als nervös.  Und es war das gleiche, mega schwere Gelände wie im letzten Jahr.

Unsere Ansage der Richtergruppe war:

 

"Wir zeigen Ihnen den Bereich des Anschusses. Bis zum Anschuss soll Ihnen der Hund im Fuß folgen. Möchten Sie dass Ihr Hund frei folgt oder angeleint?"

Natürlich frei.

Und innerhalb von Sekunden war klar: Gaea war voll da und mit allen Sinnen bei mir. Sie klebte an meinem Knie. Nach einigem Metern hatten wir dann auf dem Feld sichtig starkes Rehwild. Gaea zuckte keine Sekunde. Mir war klar: das könnte ein perfekter Tag für den Hund werden. Ich muss Ihr nur, wie sonst auch, vertrauen.

Nachdem die Ansage kam: "Sie sehen die Absteckung des Anschusses. Wir wünschen Ihnen Suchenheil" nahm ich meinen aufgedockten Schweißriemen vom Rücken, legte dem Hund die Halsung an und mit dem Kommando "Anschuss" ging es los. Was folgte war ein absoluter Traum. Gaea fand den Anschuss innerhalb von Sekunden, zeigte diesen deutlich an und folgte ohne weiteres Kommando der Fährte. Viele Winkel, ein halber Kreisgang, Steilhang, Wild auf der Fährte: all dies waren für den Hund keine Hürden. Sämtliche Wundbetten wurden angezeigt, des weiteren verwies der Hund mehrfach Schweiß. Gaea verließ die Fährte auf der gesamten Länge kein einziges Mal und arbeitete konzentriert wie ein Uhrwerk. Am letzten Verweiserpunkt hing ich ihr das Bringsel in die Halsung und schickte sie zum Bock. Dieser lag in einem Steilhang in einer sehr großen Waldlichtung, für Prüfer und mich hervorragend einsehbar. Wie an der Perlschnur gezogen fand sie den Weg zum Stück, verweilte dort ca. 10 Sekunden, schnappte sich das Bringsel und kam umgehend zurück. 
Verteidigen am Stück war in der Vergangenheit quasi eine Nullnummer. Die Überraschung war um so größer als Gaea in diesem Jahr voll Rohr gab und sich mit breiter Brust und tiefem Ton dem "Angreifer" in den Weg stellte. Ich traute meinen Ohren nicht. Unfassbar. 
Es war dieser eine, dieser perfekte Tag. Dieser Hund hat mich von Anfang an begeistert mit seiner irren konstanten Leistung. Die Fährtenarbeit des heutigen Tages war für mich jedoch mit das Beste was ich an Kunstfährtenarbeit von diesem Hund gesehen hatte.

Es sollte noch besser kommen.

Ausgezeichnet für die beste Schweißarbeit des Tages mit den Worten: "Das war mit das Beste, was wir an einer Kunstfährten-Schweißarbeit je gesehen haben"

Ja, da bleibt einem Hundeführer schon mal das Wort in der Kehle stecken. Man steht einfach nur da und weiß gar nicht, wie einem geschieht.

Am Ende des Tages stand dann für alle Hunde gleichzeitig Ablegen mit Schuss an. Bei strömenden Regen. Sehr ungemütlich. Für Irca und Gaea jedoch absolut kein Problem.

Und dann ging es los. Das lange warten. Ich wusste, beide Hunde hatten die Prüfung geschafft. Stolz war ich schon. Das einzige, was noch nicht klar war waren der Preis und die Punkte. Bei Gaea war ich mir sicher, dass Sie mit einem I. Preis nach Hause fahren würde, Punktzahl offen. Bei Irca war ich mir in Sachen Preis nicht sicher, denn selbst ohne Abruf ist man nicht automatisch im ersten Preis. Und die Punktzahl war schon überhaupt nicht klar.

Endlich war es soweit. Der Augenblick der Preisverteilung.

Von 15 Hunden haben nur 7 bestanden.

Irca konnte 2019 auf der 40 Stunden Prüfung stolze 56 Punkte / I. Preis erreichen. Großartige Leistung der Hündin. Auf meinen kleinen Wutzer bin ich schon sehr stolz. Das hat sie ganz hervorragend gemacht.

Gaea lieferte Ihr Meisterstück ab. I. Preis / 65 Punkte. Full House
Ausgezeichnet für die beste Schweißarbeit sowie Sieger der Open und Gesamtsieg.

Was eine Leistung. Für diesen Hund fehlen mir oft die Worte. Dieser Hund ist unfassbar konstant und arbeitet wie ein schweizer Uhrwerk.

 

Wir sind natürlich unfassbar stolz, die Rasse Deutsch Drahthaar auch auf der 40 Stunden Prüfung bei den Spezialisten würdig vertreten zu haben.