Erste-Hilfe am Hund

 

Wir können noch so viel Vorsorge treffen um unsere vierbeinigen Gefährten auf der Jagd zu schützen, Verletzungen kann man leider nie ausschließen. In diesen Augenblicken sollte jeder Jäger und Hundeführer eingreifen und helfen können. Um helfen zu können, muss man Vorbereitet sein. Emotional als auch Ausrüstungstechnisch. Ein kühler Kopf in Notsituationen ist hier der ausschlaggebende Faktor.

 

Tritt der Fall ein, dass man auf der Jagd erste Hilfe am Hund leisten muss, womöglich noch am eigenen, gibt es zwei Punkte, welche man beachten sollte:

 

  • keine Panik bekommen, ruhig bleiben

  • keine Angst etwas falsch zu machen. Der einzige Fehler wäre nichts zu tun

 

Auf diese Augenblicke kann man sich nur bedingt vorbereiten. Aber man wird ruhiger, wenn man weiß, was man in diesen Situationen zu tun hat. Ein Erste-Hilfe-Kurs am Hund bringt Sicherheit. Jeder, egal ob Jäger mit oder ohne Hund, sollte regelmäßig an solchen Kursen teilnehmen. Jeder, der an einer Jagd teilnimmt, sollte in der Lage sein im Ernstfall Hilfe zu leisten. Das sind wir unseren treuen Jagdgehilfen schuldig. Die Palette von Gefahren für unsere Hunde auf einer Jagd sind groß. Sie reichen von Bissverletzungen über Schnitte, Unfälle im Straßenverkehr, Schlagverletzungen durch wehrhaftes Schwarzwild uvm. .

 

In einem Erste-Hilfe-Kurs für Hunde kann man alle Szenarien durchspielen und lernt, was in diesen Ausnahmesituationen zu tun ist um einen verletzten Hund so zu stabilisieren, dass man den Weg zum Tierarzt antreten kann. Eine richtig durchgeführte Erstversorgung kann Leben retten! Wichtig dabei ist immer: Ruhe bewahren. Wer Panik schiebt kann keine Erste-Hilfe leisten.

Ein Ersthelfer der Panik hat, überträgt diese zusätzlich noch auf den verletzten Hund, der in aller Regel sowieso unter Schock steht, eine brenzlige Situation. Ein Hund unter Schock reagiert anders als gewohnt. Kommt hierzu noch Stress und Panik wird’s schwer. Daher immer folgende Punkte beachten:

 

  • Auf Eigensicherung achten

  • Ggf. den Jagdhundeführer (wenn er nicht selber Erstversorger ist und Panik hat beruhigen)

  • Gefahrenzone absperren und sichern

  • Hund anleinen! Und ggf. mit Maulschlinge sichern (auf keinen Fall Maulschlinge anlegen wenn der Hund ohne Bewusstsein ist oder Atemnot hat)

  • Überblick verschaffen: w-Fragen abklären

    • Was ist wann wie durch wen passiert, wie ist der „Status“ (TAPS-Schema)

  • Jagdleiter umgehend informieren (durch eine zweite Person wenn möglich informieren lassen)

  • ggf. umgehend lebensrettende Maßnahmen einleiten

 

In der Summe kann man sagen, dass sich erste Hilfe am Hund nicht wesentlich von denen aus der ersten Hilfe am Menschen unterscheidet. Hier hilft uns das Erste-Hilfe-ABC und TAPS weiter:

 

  • TAPS Schema abarbeiten (Temperatur, Atemfrequenz, Puls, Schleimhäute)

  • Atemwege frei machen

  • Beatmen

  • Zirkulation

 

Temperatur: Die normale Temperatur liegt ca. bei 38°C bis 39°C

Atemfrequenz: Normal sind 20-30 Atemzüge / Minute

Puls: Innenseite Flanke. Richtwert ca. 80-120 Schläge / Minute

Schleimhäute: Normal: Rosa.

 

Weiß: Kreislauf, Schock, Blutung könnten mgl. Ursache sein

 



Atemwege freimachen:     Fremdkörper oder Erbrochenes vorsichtig aus dem Rachenraum

   entfernen

Beatmung:                           Atmet der Hund nicht mehr selbständig, muss man eingreifen.

                                              Seitenlage rechts

                                              Kopf strecken, Fang öffnen, Zunge herausziehen

                                              Fang mit Händen so gut wie möglich luftdicht verschließen

                                              Luft durch die Nase einblasen, ca. 2 Sekunden

                                              Luft entweichen lassen, ca. 2 Sekunden

                                              Nach ca. 1er Minute prüfen ob Spontanatmung einsetzt

                                              Herztätigkeit kontrollieren

                                              

                                               Beatmung muss so lange durchgeführt werden bis man beim Tierarzt ist

                                               oder dieser eintrifft

 

                                               Hat man einen Tubus zur Hand kann man selbstverständlich über Tubus

                                               beatmen (Wissen über die richtige Handhabung natürlich vorausgesetzt!)

 

Zirkulation:                          Pulskontrolle (Innenseite Oberschenkel)

                                             Seitenlage rechts

                                             Kopf strecken, Fang öffnen, Zunge herausziehen

                                             Herzmassage (ca. 30x) im Wechsel mit Beatmung (2x)

 

                                              Solange durchführen wie notwendig, im Zweifelsfall bis man beim Tierarzt

                                              oder dieser beim Hund angekommen ist

 

Klingt einfach? Ist es auch, wenn man eine gewisse Übung darin hat. Und diese gewisse Übung holt man sich am besten bei einem regelmäßigen Kurs, wo man sowohl am Hunde-Dummy als auch am lebenden Objekt „üben“ kann.

 

In diesen Erste-Hilfe-Kursen lernt man von A – dem richtigen Anlegen der Maulschlinge bis Z – Zentrale erhaltende Lebensmaßnahmen alles, was einem an Unfallverletzungen über den Weg laufen kann. Sei es das Schienen von Brüchen, das richtige Anlegen eines Druckverbandes, das „sichern“ eines Hundes, Atemwege freihalten etc. pp. Aber auch ganz „banale“ Verletzungen wie Schnitt- und Schürfwunden finden Beachtung.

 

Neben dem Anlegen der Maulschlinge werden auch verschiedene Verbände am Dummy als auch am lebenden Hund geübt. Das Schienen von Brüchen, bis hin zum Druckverband für stark blutende Wunden sowie auch das richtige Ablegen des Verletzen Hundes.

 

Erste-Hilfe Set welches jeder Jäger und Hundeführer am Mann / der Frau tragen sollte um im Ernstfall helfen zu können.

 

  • Telefonnummer des Jagdleiters und der nächsten Tierklinik / Tierarzt sind selbstverständlich

  • Taschenlampe

  • Verbandsschere, Wundschere

  • Pinzetten (Augen, Haut)

  • Fieberthermometer

  • Dreiecktuch

  • Wärmekompressen (hier haben sich die kleinen Wärmepacks bewährt welche man durch drücken von kleinen Stäben erwärmt. Sind gut zu transportieren, passen mehrere in eine Tasche, man kann sie strategisch gut platzieren und „befestigen“

  • Kühlpacks (wie Wärmepacks eben nur kühlend)

  • Sterile Wundkompressen

  • Verbandswatte

  • Mullbinden (fixierend und elastisch)

  • Kohäsivbinden

  • Wundreinigungsmittel, Spüllösung

  • Wasser

  • Decke (es geht auch eine warme Jacke), Leine, Halsband

 

Die Profis unter den Hundeführern bzw. Hundeführer mit medizinischer Vorbelastung / Ausbildung werden Ihre Erste-Hilfe-Sets entsprechend erweitert mitführen. Man sollte jedoch nie vergessen, dass wir in diesen Erste-Hilfe-Kursen sensibilisieren wollen für den Erste-Hilfe-Umgang am Hund im Notfall. Ziel ist es, den verletzten Hund soweit zu stabilisieren, dass er den Transport zum Tierarzt antreten kann oder aber um die Zeit zu überbrücken bis der Tierarzt vor Ort beim verletzten Hund ist! Das ist das Ziel.

Jeder Hundeführer ist dankbar, wenn er in dieser Ausnahme-Stress-Situation Unterstützung bekommt. Daher meine Bitte als Hundeführer an meine auch Nicht-Hundeführer-Jagdkollegen: nehmt Euch bitte die Zeit und nehmt regelmäßig an solchen Erste-Hilfe-Kursen teil. Es wird dort viel Wissen vermittelt und hilft im Zweifelsfall Leben zu retten. Das was man dort lernt kann man im Übrigen auch am Menschen anwenden.

 

Ich wünsche Euch allen eine verletzungsfreie Jagdsaison

 

HoRüd

 

Nicole